Erstinformation

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ETF-Fondspolice

Das Negativ-Beispiel - Wie man es nicht machen sollte - (Es geht viel besser!)

Die untenstehende Fonds-Police hat unser Mandant im Dezember 2004 abgeschlossen (nicht bei uns !). Das Verkaufsgespräch - von Beratung mag ich nicht sprechen - lief in etwa so ab: "Schnell noch in 2004 abschließen, weil erstens: jetzt die Erträge der Police noch steuerfrei bleiben und zweitens: die Anlage in Aktienfonds mehr Rendite bringt, als eine klassische Lebensversicherung." Das waren grundsätzlich stimmige Argumente - nur hat die Police das völlig ad absurdum geführt. Das lässt sich auch ohne Finanzmathematik unschwer feststellen.

- Es wurden über 15 Jahre von Dezember 2004 bis Dezember 2019 knapp 40.000 EUR eingezahlt

- Das Vertragsguthaben im Januar 2020 betrug etwa 36.600 EUR (!). OK - wer zum Sarkasmus neigt, kann sagen, dass der Versicherer ein eventuell aufkommendes Steuerproblem vorausschauend und elegant gelöst hat: kein Ertrag - keine Steuer! Bleibt die berechtigte Frage: Wo ist das Geld geblieben? (Spoiler-Alert: Es ist nicht weg, es hat nur jemand anderes).

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Beispiel einer schlechten Fondspolice, S.1
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Beispiel einer schlechten Fondspolice, S. 2

Dass Fondspolicen trotzdem Sinn machen, zeigen wir Ihnen in unserer Beratung

Denn der Kopf ist rund ...

... damit das Denken die Richtung ändern kann

Lebens- und Renten-Versicherungen gelten vielen als suspekt, weil hohe Kosten dazu führen, dass auch nach vielen Jahren oft weniger Guthaben im Topf ist, als eingezahlt wurde - von Rendite ganz zu schweigen. Bei den meisten der von uns überprüften "klassischen" Lebensversicherungen (ohne Aktienfonds) und auch bei fast allen Fonds-Policen stimmt das leider. Häufig kommt dann das Argument: "Ich habe noch  einen Garantiezins von 3,25 Prozent (Anm.: der ist unterschiedlich, je nach Abschlusszeitpunkt), das ist doch weit mehr als ich heute irgendwo bekomme!" Das Problem dabei: Dieser Zins bezieht sich nicht auf 100 Prozent der eingezahlten Beiträge, sondern nur auf den Teil der Einzahlungen, der nach Abzug von Provisionen, Verwaltungskosten und Versicherungsschutz übrig bleibt.

Erschwerend kommt die schon lange andauernde Niedrigzins-Phase hinzu. Anlage in Geldwerten ist derzeit Vermögensvernichtung. Jeder, der eine ältere kapitalbildende Versicherung besitzt, hat sich von Jahr zu Jahr über die Mitteilung geärgert, dass die bei Abschlus hochgerechneten (nicht garantierten !) Ablaufleistungen ständig geringer wurden.

- Im nebenstehenden Beispiel ging der größte Teil der fehlenden Summe in die Abschlusskosten: knapp 11.300 EUR (!). Das sind in 15 Jahren mehr als 28 Prozent des eingezahlten Beitrages. In den ersten fünf Jahren wurde wegen der Kosten drei Jahre lang gar nichts (= Null) in Fonds investiert, in den ersten fünf Jahren nur ein verschwindend geringer Betrag. In dieser Zeitspanne wurde über 7.800 EUR Beitrag gezahlt. Der Versicherer und der Vermittler behielten davon ca. 7.400 EUR für sich, investiert wurden nur knapp 400 EUR.

- Die Verwaltungskosten schlugen mit insgesamt knapp 6.000 EUR oder ca. 15 Prozent zu Buche.

- Außerdem flossen ca. 3.600 EUR in den Risikoschutz (fällig nur im Todesfall - nicht bei Berufsunfähigkeit), den unser Mandant nicht brauchte und den er für einen Bruchteil der Summe mit einer Risiko-Lebensversicherung (ohne Kapitalbildung) hätte kaufen können. Der Todesfallschutz musste allerdings in den Vertrag "eingbaut" werden, damit die steuerfreie Auszahlung gegeben war.

- Verdient haben in 15 Jahren eindeutig nur der Vermittler und die Versicherung. Bitte nicht falsch verstehen: Ein Berater / Vermittler soll seine Leistung natürlich vergütet bekommen - auch wir bestreiten mit diesen Tätigkeiten unseren Lebensunterhalt auskömmlich . Und niemand erwartet, dass der Versicherer seine Dienste gratis anbietet. Er muss darüber hinaus Gewinn erzielen, damit er seine Leistungen dauerhaft erbringen kann. Ich wette aber, dass im Dezember 2004 niemand darauf aufmerksam gemacht hat, dass von 40.000 EUR Beitrag nur weniger als die Hälfte, ca. 19.000 EUR, investiert werden soll.

Was sagt die Versicherung dazu?

- Der Versicherer schreibt auf unsere Anfrage im Januar 2020: "Aus der Höhe des Vertragsguthabens wird ersichtlich: Die investierten Beiträge haben sich positiv entwickelt [...]". Zur Erinnerung: das Vertragsguthaben betrug nach 15 Jahren 36.600 EUR. Der Versicherer weiter: "Wird der Vertrag über die vereinbarte Laufzeit unverändert fortgeführt und die Fonds entwickeln sich positiv, gleicht sich die Kostenbelastung im weiteren Verlauf aus."

- Verwunderlich ist die Tatsache, dass die investierten 19.000 EUR auf immerhin 36.600 EUR angewachsen sind. Eine finanzmathematisch korrekte Berechnung ergibt unter Berücksichtigung der konkreten Zahlungsströme eine Effektiv-Verzinsung (interner Zinsfuß) von ca. 13 Prozent p.a. Seltsam ist dies deshalb, weil im selben Zeitraum die Wertentwicklung von wichtigen Indizes (z.b. DAX, DOW-Jones, S&P 500 etc.) bestenfalls "nur" etwa bei 7 bis 9 Prozent p.a. lag. Nun hat der Versicherer nicht in geheime Wunderfonds investiert, die mehr als 50 Prozent mehr erwirtschaftet haben als der Markt - im Gegenteil wurden hier Standardprodukte (gemanagte Fonds) mit relativ hohen Kosten bespart. Die TER (Total Espense Ratio) lag im Schnitt bei etwa 1,8 Prozent. Erklärung: Das Guthaben wurde nicht nur aus der Fondsentwicklung gespeist, sondern auch aus Gewinnausschüttungen der Versicherung und der Fondsgesellschaften.

- Trotzdem war diese Police ein Schuss in den Ofen und ein komplett ärgerliches Verlustgeschäft - ausschließlich wegen der hohen Kosten. Wären die Einzahlungen von 40.000 EUR in eine Fondspolice mit günstigen ETFs, (Fondskosten von ca. 0,2 Prozent) und niedrigen internen Kosten der Rentenversicherung, (Honorar- (Netto) Police ca. 0,4 Prozent), geflossen, hätte der Kontostand etwa 60.000 bis 70.000 EUR betragen.

Fazit

- Klassiche Lebens- oder Rentenversicherung mit Anlage in Geldwerten kann nicht funktionieren, weil die Zinsen in der Nähe von 0 (Null) oder darunter liegen. Nach Abzug von Inflation bedeutet das: Vermögensvernichtung - das gilt nicht nur für Versicherungen.

- Also Fonds-Police mit Anlage in Aktien? Grundsätzlich ist das richtig. Hier müssen Sie verschiedene Grundregeln beachten.

- Die beiden wichtigsten sind erstens:  Breit streuen - also nicht "alle Eier in einen Korb" legen. Das bedeutet: nicht in einzelne Aktien investieren, sondern in Investmentfonds, die viele einzelne Aktien unter einem Dach vereinen - zum Beispiel ETFs (exchange traded funds). Ein bekanntes Beispiel ist der MSCI World, der in über 1.600 Aktien investiert und an dem Sie sich mit Monatsbeiträgen ab etwa 25 EURO beteiligen können. Wie gesagt - nur ein Beispiel für Streuung. Es macht Sinn, beim Anlagenmix weitere Kriterien zu berücksichtigen, zum Beispiel das sogenanntes "Factor-Investing" der Fondsgesellschaft Dimensional Fund Advisors, die Beimischung verschiedener Regionen (Stichwort Emerging Markets) oder unterschiedlicher Unternehmensgrößen (Stichwort Small Caps).

- Zweite Grundregel: Wählen Sie keinen "Versicherungsmantel" mit hohen Abschluss- und Verwaltungskosten, sonst ist die schöne Investment-Rendite dahin.

Und wie lautet jetzt die Lösung?

- Häufig kommt jetzt der Einwand: Warum soll ich denn überhaupt einen Versicherungsmantel für meine Vermögensanlagen wählen? Investmentfonds oder Aktien kann ich auch über ein eigenes Depot kaufen. Dass dies (angeblich) immer günstiger ist, wird auch auf diversen Kanälen im Netz verbreitet und selten hinterfragt. Da spielt dann die eigene Erfahrung mit schlechten Lebensversicherungen häufig eine wesentliche Rolle und wir haben mit unseren detaillierten Erläuterungen des Beispiels auch Öl ins Feuer gegossen. Versicherungs-Bashing ist ja absolut "in".

- Zur Klarstellung: Wir sind der Ansicht, dass ein eigenes Fonds-Depot - je nach Zielrichtung - durchaus in den Anlagemix passen kann. Es kommt eben auf das Anlageziel  an und hier vor allem auf die geplante Anlagedauer. Ergebnis vorweggenommen: Für einen langfristigen Anlagehorizont ist in fast allen Fällen ein (günstiger) Versicherungsmantel im Ergebnis besser, als die Direktanlage im Depot. Das liegt an der unterschiedlichen Besteuerung der Erträge.

- Im Bankdepot fallen auf Gewinne immer Ageltungssteuer, zzgl. Soli, zzgl. Kirchensteuer (ggf.) an - in Summe ca. 28 Prozent. Diese Steuern fallen nicht nur am Ende der Laufzeit an, wenn Kapital zum Beispiel für den Ruhestand entnommen wird, sondern auch während der Laufzeit. Wenn Sie auf Marktentwicklungen reagieren und Gewinne sichern wollen, deshalb "aktienlastige" Fonds verkaufen und risikoärmere Papiere kaufen (Shift oder Switch), bedeutet das: 28 Prozent Steuer auf die bis dahin angefallenen Gewinne. Zum Ende der geplanten Laufzeit wollen Sie das Guthaben mit einem Ablaufmanagement wahrscheinlich in ruhigeres Fahrwasser bringen und Risiken minimieren, z.b. durch Verkauf von Aktienanteilen und Kauf von Anleihen - die Folge sind Steuern auf Ihre Gewinne. Die Aussage: "Kosten sind der Renditekiller Nummer eins" gilt auch hier: auch Steuern sind Kosten.

- In einer Fonds-Police sind alle Verkäufe und Käufe während der Laufzeit steuerfrei und kostenlos. Für die Entnahme am Ende der Laufzeit gibt es verschiedene Möglichkeiten: lebenslange Rentenzahlung durch den Versicherer, Entnahme des gesamten Kapitals oder regelmäßige Entnahme von Teilbeträgen. Für jede dieser Varianten fallen unterschiedliche Steuerbelastungen an. Bei langfristigen Anlagevorgängen für den Ruhestand sind alle Varianten günstiger als die Besteuerung der Fonds-Direktanlage.